Einfach mal NEIN sagen!
Freitag, 29. Juli 2011
Heute ein Blog über eine Königsdisziplin, mit der sich so einige schwer tun:
Einfach auch mal NEIN sagen!
NEIN zu Aufträgen, die nicht wirklich zu einem passen,
NEIN zu Kunden, die einfach zu schwierig und anstrengend sind,
NEIN zu Kooperationspartnern und Projekten, die einfach nur Zeit kosten und keinen wirklichen Nutzen bringen,
NEIN zu potenziellen Geschäftspartnern, die einen aussaugen, aber kein wirkliches Projekt daraus entsteht.
Einfach mutig sein und ABLEHNEN!
Dies ist für viele schwierig. Vor allem am Anfang der Selbständigkeit, wo die Aufträge meist noch spärlich gesät sind, oder wenn die Auftragslage gerade mal nicht so gut ist.
Dann auch noch wählerisch sein bei Kunden und Aufträgen?
Ich sage: Ja! Dann und vor allem dann!
Wer kennt das nicht: da hat einen jemand im Internet gefunden oder auf einer Veranstaltung kennengelernt und möchte jetzt gern eine Kooperation einfädeln. Beispielsweise ein Rechtsanwalt, der sich von einem Berater von Existenzgründern erhofft, Kunden weiterempfohlen zu bekommen bzw. im Gegenzug verspricht, Kunden an den Berater weiterzuempfehlen. Warum eigentlich nicht? Auch wenn sich das alles gut anhört und man in Momenten von Flaute verzweifelt nach Aufträgen und Partnerschaften sucht: Drum prüfe, wer sich ewig bindet!
Schaut Euch die möglichen Kooperations- und Geschäftspartner gut an. Wie lange sind sie schon im Geschäft? Passen deren Kunden zu Euch? Habt ihr ähnliche Zielgruppen?
Lasst Euch nicht überrumpeln! Schaut euch den Partner und seine Referenzen gut an und entscheidet dann - losgelöst von persönlichen Sympathien - ob das funktionieren könnte oder nicht und ob euch eine solche Kooperation auch wirklich weiterbringt. Denn all das kostet Zeit und wenn es nicht passt, dann steckt ihr hier sinnlos Zeit rein, die euch für Projekte und Themen, die euch wirklich voran bringen, dann schlicht fehlt.
Und dann gibt es da noch die Kooperationspartner, die eine Idee nach der anderen haben - und dann wird immer nichts draus. Ihr müsst immer Input liefern, Konzepte entwickeln, dem Partner unter die Arme greifen - weil der ja so kreativ und / oder mit anderen neuen Dingen beschäftigt ist. Aber seine neue Idee wird das nächste große Ding und ihr seid dann auch am Erfolg beteiligt!
Auch hier Vorsicht: schaut euch den Werdegang von dem Partner gut an. Hat er schon mal ein großes Ding aus dem Boden gestampft und kann das auch. Oder ist das nur ein Schaumschläger? Wenn letzteres der Fall ist: dankend aber bestimmt ablehnen!
Jetzt eine weitere Lieblingskategorie von mir: Schwierige Kunden! Anstrengend, aufreibend und meist kosten Sie mehr Nerven und Zeit, als die Aufträge wert sind.
Es gibt sie. Die Kunden, die ständig unzufrieden sind, permanent Nachbesserungen wünschen, plötzlich noch dies und das zusätzlich möchten (natürlich ohne das Budget aufzustocken), es eigentlich wesentlich besser wissen als man selbst - wobei man sich fragt, wofür sie einen dann gebucht haben usw.
Solche Aufträge blockieren einen meist (auch mental) und hindern einen daran, die Zeit in die Akquise von wirklich guten Aufträgen zu stecken bei Kunden, die vielleicht besser zu einem passen.
Schwierig ist es, in der Anfangs- und Akquisephase solche „Problem“-Kunden zu erkennen.
Da kann ich nur raten: Macht bei den ersten Gesprächen ein wenig die Augen auf und hört auf euren Bauch.
Redet der Kunde nur negativ über vorherige Dienstleister? Herrscht in Team-Meetings eine beklemmende oder eisige Stimme? Herrscht ein rauer Ton oder streiten sich die Geschäftsführer sogar vor Euch - einem Dritten? Wenn ihr solche Situationen und Stimmungen wahrnehmt, dann ist Vorsicht angesagt. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch ihr ständig für eure Arbeit kritisiert und angeherrscht werdet, ist extrem hoch. Selbst wenn das „Schmerzensgeld“ für den Auftrag hoch wäre - entscheidet, ob ihr euch mental einer solchen Situation aussetzen wollt.
Und nun noch zur letzten Kategorie: Ihr bekommt einen Auftrag angeboten, der aber inhaltlich nicht wirklich eurem Fokus entspricht.
Ein Beispiel: Ein Fotograf, der sich eigentlich auf Fashion spezialisiert hat, bekommt den Auftrag eine neue Abfüllanlage einer Brauerei für die neueste Unternehmensbroschüre zu fotografieren.
Klar kann man jetzt sagen: „Ach, fotografieren ist fotografieren. Das geht schon.“
Technisch gesehen: klar geht das. Aber versteht ein Fashionfotograf, was der Kunde sich genau vorstellt? Er hat wenig mit Industriekunden zu tun und kennt nicht deren Blickwinkel und Wünsche.
Auch das ein Beispiel aus meiner Erfahrung: ein solcher Auftrag führt teilweise zu Ergebnissen, mit denen beide unzufrieden sind. Der Fashionfotograf fängt nicht die Stimmung ein, die sich der Kunde vorstellt, weil er dafür gar kein geübtes Auge hat. Der Kunde ist unglücklich mit dem Ergebnis. Lässt nachbessern! Und auch der Fotograf ist meist unzufrieden, weil er Dinge so fotografieren soll, wie er es selbst nicht gut findet und sich mit seiner Arbeit am Ende nicht identifizieren kann.
Also auch hier: entweder bis ins kleinste Detail genau briefen, damit genau klar ist, wie der Auftrag ausgeführt werden soll und keine Enttäuschung entstehen kann oder im Zweifelsfall lieber absagen. Lieber kein Kunde als ein enttäuschter Kunde! Denn enttäuschte Kunden sprechen meist über ihre Erfahrungen und in diesem Fall ist negative PR keine gute PR!
Ich hoffe, ihr konntet ein paar Gedankenanstöße mitnehmen.
Prüft immer gut den Kunden und Auftrag und beweist auch mal Mut und sagt einfach NEIN!